Everybody Wants To Be Puck (2023)

Eine Video-, Tanz-, und Musikperformance
Künstlerische Leitung, Choreographie & Produktion: Teresa Zschernig
Text & Dramaturgie: Juliane Hendes
Musik: Aylin Leclaire
Kostüm & Maske: Juliane Molitor
Video: Philippe Waldecker

mit: Aylin Leclaire, Teresa Zschernig

Am Ende aller Träume, steht das Ich allein und strahlt, denn hier darf es sein. Nicht Du, nicht er, nicht sie, nur ICH. Nur ihr!

Stellen wir uns vor, Puck aus Shakespeares »Ein Sommernachtstraum« kann den Lauf der Geschichten ändern, hat hellsichtige Visionen. Puck kann helfen, sieht Bilder, sieht Euch und Euer Leben. Euer Schicksal, Eure Zukunft! An Hand der Figur »Puck« aus Shakespeares »Ein Sommernachtstraum« fragen die Choreografin und Performerin Teresa Zschernig und die Komponistin Aylin Leclaire gemeinsam mit ihrem Team danach wer wir sind und wer wir eigentlich sein wollen. An Hand ausgewählter weiblicher Shakespeare Figuren schauen sie in die Zukunft, entwerfen alternative Lebensläufe – Wie hätte Julias Ende heute ausgesehen? Wie könnte Ophelias Schicksal beeinflusst werden? Und was hätte die Karriere einer Lady Macbeth sein können? – träumen sich in der musikalischsten aller Welten und von einem Sein ins andere. »Wer bin ich? Und wenn ja, wieviele?«, mit Puck ist alles möglich!

Changes (2021)

(Musik und Performance in Kollaboration 
mit Rebecca Himmerich)

Ein Jahr der Pandemie hat unsere Welt auf kleine Blasen reduziert, in denen wir uns ganz alleine als Teil eines Weltgeschehens wieder finden. Konfrontiert mit sich selbst, beginnen die zwei Protagonistinnen sich mit ihrer plötzlich reduzierten Umwelt auseinander zu setzen. Dabei begegnet ihnen immer wieder das Thema Veränderung oder die Abwesenheit dieser.

Jeden Tag scheint es neue Veränderungen im Pandemiegeschehen zu geben und dennoch scheint der Alltag der gleiche. Welche Rolle spielen nun Zukunftspläne, über die man sich vor der Pandemie vielleicht noch gar nicht so sicher war, die aber jetzt umso begehrenswerter erscheinen, da nicht klar ist, ob sie jemals wieder realistisch sein werden?

Das Danach scheint in der Ungewissheit zu liegen, endlos gleich ziehen sich die Tage in die Länge und die kleinen Freuden, die man wieder schätzen gelernt hat, versetzen einem einen schmerzhaften Stich. Auch scheint es, dass mit dem Fortschreiten der Zeit in der sozialen Isolation mit einer oft unsichtbaren und dadurch unfassbaren Bedrohung vor der eigenen Haustür, die eigene Realität immer surrealere Züge annimmt.

Es gilt: Vorbereiten auf das Ende und einen Neuanfang in einer Zeit, die endlos erscheint.

Die Zuschauer:innen begleiten die Protagonistinnen durch die Kreise, die sie in ihrer kleinen Blase ziehen, zwischen Verunsicherung und Mut, Neufindung und Festhalten an Altbekanntem.

Autists and Aliens

Installation, 5 x 5 x 6 m
Musik und Performance in Kollaboration mit Jonathan Auth

Autists and Aliens ist eine narrative Konzertperfomance, die eine Raumschiffinstallation als Mittelpunkt und Bühne nutzt. Sie setzt sich verspielt mit den „Popstars“ des Kunstmarktes auseinander und hinterfragt Standards und Regeln in der aktuellen Kunstszene.

Zwei Außerirdische vom Planeten Nemutib landen mit ihrem Raumschiff im K21. Ihre Forderung : „Hand over Damien Hirst!“ Damien Hirst sei ein Reptiloid, der neue Technologien an diverse Nationen liefert und sich zu diesem Zweck als Künstler tarnt. Die zwei Nemutibaner seien als “Royal Guards” zur Erde gekommen, um Hirst zu fangen und ihn zum System Suraki zu bringen, wo ihm dann der Prozess bevor steht.

Mit interdisziplinären Mitteln und Humor will die Arbeit die Betrachter:innen dazu verleiten, die Perspektive zu wechseln und Qualität nicht mit falscher Ernsthaftigkeit zu verwechseln.

Akademia (2019)

www.akademiaoper.com

Etwas muss sich ändern. Wir sind im System eingeklemmt. Kunst scheint nur noch Kunstmarkt zu sein, wenn du überleben willst. Künstler:innen schaffen fremdbestimmt. Kunst scheint nicht mehr frei zu sein.

Doch es geht ein Flüstern durch die Reihen der neuen Generation: „Wir müssen etwas ändern“.

Aber was? Und wie?

Einen Alternativvorschlag zu dieser Situation scheint es gegenwärtig nicht zu geben. Unzufriedenheit und Unwohlbefinden machen sich breit, doch diese Gefühle sind schwer zu greifen, fast unmöglich zu benennen.

Der Weg zum Erfolg scheint klar und dennoch kaum zu meistern: zuerst die Institution, dann der Markt, auf dem es nach scheinbar vorgegebenen Richtlinien zu bestehen gilt. Was ist ein/e Künstler:in und worauf sollen uns institutionelle Einrichtungen vorbereiten, wohin sollen sie uns leiten?

Welche Ideale sollen vertreten werden und WAS WOLLEN WIR ÄNDERN?

Kunst muss außerhalb des Systems entstehen, um dieses zu kritisieren „Wie frei ist die Kunst?”, lautet die dringlichste Frage in der aktuellen Kunstdebatte. Jedes System, jeder institutionelle Raum hat seine Gesetzlichkeiten, jeder Diskurs seine Regeln. Eine Gemeinschaft verkommt allzu häufig zu einem System, das Verhalten kontrolliert und Konformität schafft. Auch die Kunst ist Teil des Systems.

Welche Freiheit aber kann es für sie innerhalb des Systems Kunstakademie, Kunstmarkt, Kapitalismus, des Systems Patriarchat noch geben? Selbst, wenn sie Systemkritik für sich beansprucht, verändert und verbessert Kunst, die innerhalb des Systems entsteht und agiert, dieses nicht, weil sie, um gehört und gesehen zu werden, gezwungen ist, die Eigenschaften des Systems selbst zu übernehmen. Kunst innerhalb des Kunstmarktes ist synonym mit Letzterem. Erfolg in der Kunst ist derzeit gleichbedeutend mit Erfolg im patriarchalen Kapitalismus (Geld und Macht). “Profitiert man erst einmal von dessen Annehmlichkeiten, erscheint es unmittelbar weniger böse und korrupt als gerade eben noch.“
(Jolanda Wessel)

Die Kunstakademie Düsseldorf steht exemplarisch für viele Kunstinstitutionen

„Akademia“ ist eine experimentelle Oper, die sich mit den oben genannten Fragen und Thematiken auseinandersetzt. Sie zeigt die verschiedenen Perspektiven der unterschiedlichen Positionen im institutionellen System und beleuchtet Ideale, Vorstellungen, Ängste und die persönlichen Kämpfe. Der Rahmen für diese Diskurse ist eine Beispieldarstellung verschiedener Diskursstufen und -orte im dokumentarischen Kontext der Kunstakademie Düsseldorf.

Das Projekt „Akademia“ möchte durch die Zusammenarbeit von über hundert Künstler:innen ein konkreteres Bewusstsein für die Thematik, sowohl bei den Künstler:innen selbst, als auch in der Öffentlichkeit entstehen lassen.

Nach dem Abitur erhält Lara Wittenberg eine Zulassung zur Kunstakademie. Nach und nach lernt sie die dort wandelnden Figuren und Orte der Akademie kennen und wird sich bald in der Kluft zwischen eigenen Idealen und vorherrschendem System befinden. Was als Ort von Anarchie und Freiheit angepriesen wird, entwickelt sich für Lara nach und nach zum Schauplatz eigener Zweifel, hochschulpolitischer Machtkämpfe und Hürden, die ihrer Kunst und ihrem Freiheitsgedanken im Wege stehen.

In jedem von uns steckt ein Stück Lara

Die Besucher:innen der Oper Akademia erhalten beim Eintritt in den Malkastenpark einen Studierendenausweis der Figur Lara Wittenberg. Bei einer ersten Ansprache werden Sie von Elena Ubrig und Aylin Leclaire auf der ersten Bühne als neue Studierende der Kunstakademie begrüßt. Auch die Figur Lara Wittenberg bekommt ihre Zusage, dass sie an der Kunstakademie angenommen ist und bekundet freudig ihre Erwartungen und Hoffnungen.

Die Jahreseröffnungsfeier beginnt. Beth Stone, die neue Rektorin der Kunstakademie, stellt ihre Werte und Ideale vor, die teils auf neue Hoffnungen und Enthusiasmus, teils auf Schrecken und Empörung auf Seiten der Studierenden und Professor:innen treffen.

Nach dem Ende der Jahreseröffnung hat der/die Besucher:in nun die Möglichkeit, nach Belieben die eigene Reihenfolge der folgenden Szenen zu wählen. Er/sie kann als neue/r Student:in zunächst ins Asta-Café, ins Kolloquium der Klasse Malstein, zum Aktzeichnen bei Harald Werl gehen oder aber einer Senatssitzung beiwohnen. Lara Wittenberg, welche am Ende jeder der folgenden Szenen mit einem Monolog über die Situation reflektiert, hat hierbei ebenfalls ihre ganz persönliche Reihenfolge, die für den/die Betrachter:in auch bei anderer Reihenfolge lesbar bleibt.

Aktzeichnen bei Harald Werl

Ein paar Studierende zeichnen das Aktmodell in der Mitte des Raumes. Andere trinken Bier und beschäftigen sich anderweitig. Harald Werl sitzt Zigarre paffend auf einem Stuhl und liest Zeitung. Das Aktzeichnen ist wie der italienische Marktplatz der Kunstakademie. Dort werden Geschichten erzählt, aus vergangenen Zeiten, der aktuellen Kunstszene und dem neuesten Akademie Klatsch und Tratsch. Das Aktzeichnen ist hier das Ufer der “Traditionalisten”, ein von Männern dominierter Raum in dem es rau hergeht. Zum anderen ist jedoch ausgerechnet hier Platz für die unterschiedlichsten Charaktere. Auch Lara begibt sich zunächst zum Aktzeichnen. Nach der ersten Verwunderung darüber, dass der Raum mehr ein Männerstammtisch als eine gelehrte Aktzeichenstunde zu sein scheint, entdeckt sie, dass dieser Ort ganz besondere Reize der Grenzüberschreitung und Leidenschaft inne hält. Davon ist sie natürlich angezogen.

Kolloquium bei Professor Malstein

Professor Walter Malstein ist ein in die Jahre gekommener Künstler, der immer wieder zwischen der Rolle des weisen Künstlermeisters und dem des gescheiterten melancholischen alten Mannes schwankt. Die Studierenden versuchen sich und ihre Arbeiten vor ihm zu behaupten. Lara wohnt nun auch ihrem ersten Kolloquium bei. Zum ersten Mal begreift sie, wie wichtig ihr das künstlerische Schaffen ist und stürzt sofort in eine Krise, aus der sie sich aber bald rauszieht und mit neuen energetischen Vorsätzen und Erkenntnissen aus ihr herausgeht.

Das Asta-Café

In einem 20 Meter langen Schiff findet der/die Besucher:in das Asta-Café vor. An einer drehenden Theke sitzen die studentischen „Revoluzzer:innen“ und planen den Sturz der Obrigkeit an der Akademie. Leider verliert sich der revolutionäre Akt zumeist im Trinkgelage. Lara Wittenberg, nun schon seit längerem an der Akademie, stürmt wütend ins Café, sie hat genug von Restriktionen und Auflagen und fordert die anderen Anwesenden auf, endlich in Aktion zu treten. Sie hat Hoffnung, will etwas verändern, sieht die Problematik allerdings noch nur im Kontext der Kunstakademie.

Senatssitzung

Die hohen Professor:innen sitzen an einer langen Tafel beisammen, um gemeinsam über wichtige Aufgaben und Pläne der Akademie zu beraten und zu entscheiden. Hier findet Großes statt, so scheint es. Doch nach und nach wird klar, dass sich die Senator:innen nur in kleinkarierten Streits und Intrigen verlieren, statt für ihre Ideale zu kämpfen. Auch Lara entgeht dies nicht. Sie ist enttäuscht, dachte sie doch, sie würde hier ihre Vorbilder vorfinden. Sie begreift, dass die Problematik der Restriktion und Tatenlosigket weitgreifender ist, ein gesamtgesellschaftliches Problem ist und über die Mauern der Akademie hinaus reicht.

Das Finale

Der Kreis schließt sich. Alles wiederholt sich. Die Zuschauer finden sich nun wieder gemeinsam an der, nun gespiegelten, ersten Bühne zusammen. Ein neuer Rektor begrüßt die neuen Studierenden und stellt seine Werte und Ideale vor. Lara Wittenberg kann nicht mehr nur zusehen. Sie möchte in Aktion treten. Die Menschen wachrütteln, etwas bewegen. Doch sie kommt niemals dazu, sondern wird von allen Seiten von engstirnigen Tunnelblicken umgeben und wird zerredet, bis sie daran zerbricht und zergeht.

Der Prozess

Das Stück beschreibt unsere gegenwärtige Situation im Bezug auf künstlerische Freiheit und nimmt sich dafür Laras Perspektive zur Hand. Jede Szene stellt Laras Reflektionsgrad dar und zeigt dem/der Betrachter:in ihre Sicht auf die Situation. Dabei wird nicht einfach mit dem Finger auf die Obrigkeit gezeigt, sondern jeder/jede, als ein Teil des bestehenden Systems, wird hier kritisiert.

In einem zweijährigen Prozess haben verschiedene Formen von Arbeitsphasen stattgefunden. Über ein Jahr entwickelte Aylin Leclaire das Konzept für Akademia. Angefangen mit Interviews, die sie mit Studierenden und Absolventen:innen der Kunstakademie Düsseldorf führte, über Recherche in Zeitungsartikeln bis hin zu Literaturrecherchen (z.b. Foucault’s „die Ordnung des Diskurs“ und Gene Sharp’s Leitfaden für gewaltlose Revolutionsstrategien „von der Diktatur zur Demokratie“). Anschließend schrieb Aylin Leclaire eine Basis des Librettos.

Nun begann der kollektive Arbeitsprozess. Leclaire gründete ein Textteam, mit dem sie auf Basis des bestehenden Librettos die Oper Akademia schrieb. Nach mehreren Wochen regelmäßiger Zusammenarbeit stand das Finale Libretto.

Ein Kompositionsteam aus sechs Komponist:innen begann den Text der Oper musikalisch umzusetzen. Dafür arbeiteten Komponist:innen aus unterschiedlichsten Genres an dem Stück und formten so völlig diverse Atmosphären für die Szenen.

Die Grundlage für die Oper war gegeben. Zeitgleich zu Gesprächen mit dem Künstlerverein Malkasten begann ein Bühnen-Team, aus mehreren Künstler:innen die Arbeit an fünf verschiedenen Bühneninstallationen. Über einen OpenCall, organisiert durch das Öffentlichkeitsteam, fanden sich fast vierzig Sänger:innen und zwanzig Musiker:innen zusammen und begannen Anfang 2019 mit der szenischen und musikalischen Erarbeitung des Stücks. Elena Ubrig übernahm die Regie des darstellerischen Parts, Aylin Leclaire die musikalische Leitung. Im Mai 2019 ging es endlich in den Park. Der Aufbau der Bühnen/Installationen begann und die Proben wurden im Park an ihren vorgesehenen Spielorten abgehalten. Ein Technikteam realisierte einen komplexen Beschallungsplan auf den fünf Bühnen. Hundert Beteiligte zogen an einem Strang. Wo es noch etwas zu tun gab, gab es mehr als genug helfende Hände. Auch sorgte ein selbst initiiertes Cateringteam dafür, dass es rund um die Uhr für alle warme Mahlzeiten gab.

Nach zweijähriger Arbeit fand am 11.06.2019 die Premiere statt. Bei strahlendem Sonnenschein wanderten 200 Besucher:innen vier Stunden lang durch den Malkastenpark und erkundeten Szene für Szene. Akademia wurde insgesamt sechs Mal aufgeführt und war während der ganzen Zeit mit insgesamt 2000 Besucher:innen restlos ausverkauft.

Akademia hatte mit der Idee einer einzelnen Person, eine Oper zu machen, begonnen. Durch den teildemokratischen Arbeitsprozess, indem Aylin Leclaire für die einzelnen Teams die Organisation übernahm, als Kleber fungierte, und jedem der teilnehmenden Künstler:innen versuchte, größtmögliche Freiheit zu lassen, während sie sich um Möglichkeiten der Realisierung kümmerte, entstand ein großes und komplexes Kollektivprojekt.

Der besondere Aspekt des Projektes liegt nicht darin, dass über 100 Künstler:innen zusammen gefunden haben, um ihrem Bedürfnis nach Freiheit eine Stimme zu geben und zu kritisieren, sondern, dass hundert Menschen durch ihre Zusammenarbeit ein Gegenbeispiel zur gegenwärtigen Situation geschaffen haben bzw. einen möglichen Lösungsweg aufgezeigt haben. Dies hätte nicht geplant werden können, sondern konnte nur aus einer Mischung aus Leidensdruck, Sehnsucht, Konzept und Zusammenarbeit wachsen. Das so entstandene Kollektiv möchte weiter für künstlerische Freiheit im System kämpfen und arbeitet zurzeit an zukünftigen Strategien.